GUT GARKAU DAZZLE, 2006

mit Christine Erhard

Fotoobjekt auf Drehsockel und neun Fotografien

In GUT GARKAU DAZZLE verschmelzen zwei ästhetische Phänomene, die stilbildend für die klassische Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewirkt haben: Die rationale, nüchterne Architektur des Neuen Bauens und die Auflösung der Form und Zersplitterung der Gestalt, wie sie im Futurismus und Kubismus als Stilmittel entwickelt wurden. Exemplarisch für das Neue Bauen steht hier das 1923 erbaute Viehhaus auf Gut Garkau von Hugo Häring. Der Titel GUT GARKAU DAZZLE nimmt Bezug auf die Tarntechnik des „dazzle paintings“, welches die britische Marine von 1918 an praktizierte. Dieses Konzept der Tarnung versucht nicht wie herkömmliche Tarntechniken, ein Schiff unsichtbar werden zu lassen, indem es sich seiner Umgebung farblich angleicht. Das „dazzle painting“ zielt vielmehr auf eine radikale Verwischung der Konturen und eine Auflösung der Form, indem es den Schiffskörper mit einem stark kontrastierenden, scheinperspektivischen Flächenmuster überzieht. In GUT GARKAU DAZZLE erfährt die Architektur Hugo Härings einen vergleichbaren Prozeß der Formauflösung. Erhard und Werner entwickeln aus dem Architekturmodell des Viehhauses eine fotografische Skulptur, welche in ihrer simultanen Vielansichtigkeit äußerst mehrdeutig und wechselhaft erscheint. Die neun Fotografien rekonstruieren historische Architekturaufnahmen, die die Wirkungsgeschichte dieses Gebäudes ganz wesentlich geprägt haben.